Von Marina Speer
Quelle: DA ECHO
ERÖFFNUNG „ DropIn(klusive)“ in der Spreestraße ist ein Willkommensort für Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren
VERLAGSVIERTEL - Bereits vor der offiziellen Eröffnung krabbeln acht Babys durch den Raum. Ihre Mütter sitzen in Socken auf Decken um ihre Kinder herum, trinken Kaffee und plaudern. „Schon im August haben wir eine Art Proberunde gestartet. Wir wollten einfach wissen, ob es passt“, erzählt Swetlana Ginsburg. Sie leitet die „DropIn(klusive)“-Treffen, die jeden Donnerstagvormittag in den Räumlichkeiten der Tanzwerkstatt Darmstadt stattfinden. Am Donnerstag, 26. Oktober, ist die offizielle Eröffnung in der Spreestraße 2.
„Das Konzept ‚DropIn‘ kommt eigentlich aus England“, erklärt Elisabeth Gehlen, Referentin der Karl-Kübel-Stiftung. „Es bedeutet so viel wie ‚vorbeischauen‘.“ Der Kern der Idee besteht darin, Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren einen Raum zu geben, in dem sie sich treffen und miteinander austauschen können – ohne Kosten und ohne Verpflichtung. „Wichtig ist die Offenheit. Es ist wirklich jeder willkommen, egal wie er oder sie ist“, sagt Gehlen. Es gehe auch um Inklusion, deshalb gebe es den Zusatz im Namen.
Bereits 2009 eröffnete die Karl-Kübel-Stiftung die ersten Treffpunkte als Pilotprojekt. Anfang des Jahres hat die Stiftung nun eine Förderung in Kooperation mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration ausgeschrieben. 99 neue „DropIns“ in ganz Hessen sollen dadurch geschaffen werden. Die Idee der Willkommensorte für Familie mit jungen Kindern fand Ginsburg gut. Deshalb hat sie sich im Januar mit ihrem Verein „GinCo“ für eine Förderung beworben. Die Zusage kam einige Monate später.
„Beim ersten Treffen kamen zehn Mütter mit ihren Kindern“, erinnert sich die Sozialpädagogin. „Nur durch Mundpropaganda. Es war, als ob sie darauf gewartet hätten.“ Auch Väter, Omas und Geschwister seien schon dabei gewesen.
Viele der Familien haben einen Migrationshintergrund, sprechen sowohl Russisch als auch Deutsch. Das entspricht ganz den Vorstellungen der Referentin von der Karl-Kübel-Stiftung: „Es soll ein Raum sein, in dem sich alle treffen, egal ob Zugezogene oder Alteingesessene“, heißt es dort.
Die Familien beim „DropIn“ in der Tanzwerkstatt werden von Swetlana Ginsburg und Ekaterina Leimann betreut. Leimann ist selbst vor einigen Monaten Mutter geworden und bringt ihren Kleinen zu den Treffen mit. Ein Programm bereiten die beiden Betreuerinnen nicht vor. „Es ist alles offen, sagt Ginsburg. Sie würden zwar Spielzeug, Frühstück und Kaffee stellen, aber über was gesprochen wird, entscheiden die Eltern selbst. „Wenn der Wunsch besteht, über ein bestimmtes Thema zu sprechen, dann greifen wir das natürlich auf“, sagt die Sozialpädagogin. „Die Schulbildung in Deutschland war beispielsweise mal Thema, weil viele der Eltern nicht selbst hier zur Schule gegangen sind.“
Anna Frey kommt gerne mit ihrer elf Monate alten Tochter zum Treffen. Juliana ist ihr drittes Kind. „Der Zeitpunkt passt einfach gut“, sagt sie. „Wenn die beiden Geschwister im Kindergarten sind, dann quengelt sie normalerweise zu Hause. Hier kann sie mit anderen Kindern spielen.“
Die Sozialisation der Kinder spielt eine wichtige Rolle für die Mütter und Väter, ebenso der Austausch mit anderen Eltern. In dem geschützten Raum können die Eltern offen miteinander sprechen. „Die Themen, die hier diskutiert werden, sind oftmals sehr intim. Das führt dazu, dass das Vertrauen untereinander schnell wächst“, sagt die Sozialpädagogin.
Als nächstes eine Spielzeugbörse
Es bilde sich schnell eine Gemeinschaft. Kleidungsstücke, aus denen die Kleinen herauswachsen, werden getauscht. Und auch als Babysitter springen die Mitglieder der Gruppe gegenseitig ein. Als nächstes wollen sie eine Spielzeugbörse einrichten. „Es ist die Gruppe selbst, die das kreiert“, sagt Gehlen. Und weiter: „Es ist alles freiwillig. Niemand ist zu etwas verpflichtet.“